Namensgeschichte
Namensgeschichte "unseres" Berges
Der Berg hatte im Laufe der Zeit verschiedene Namen: Predigtstuhl, Gallitzinberg (im Volksmund Galiziberg) und Wilhelminenberg. Predigtstuhl: Über den Namen Predigtstuhl gibt es zwei verschiedene Ansichten. Die erste: Der Berg soll die Form einer Kanzel haben und daher so genannt werden. Wahrscheinlicher ist aber die zweite: Schon in vorchristlichen Religionen wurden in den Wäldern des Predigtstuhls Götter verehrt. Das Christentum behielt diesen Brauch bei, es wurden hier Predigten gehalten. Zur Zeit der Reformation versuchten Anhänger Luthers von diesen Wäldern aus ihre Lehre zu verbreiten (öffentlich konnten sie ja nicht predigen). Durch die Gegenreformation fanden diese Zusammenkünfte ein Ende. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es immer am 1. Mai von Ottakring aus eine Prozession "ins Gebürg". Es war ein Bittgang um die Wiesen und Weingärten, wobei im Gemeindewald eine Predigt gehalten wurde. Eine Eiche diente als Kanzel. Sie soll noch 1892 zu sehen gewesen sein.
Von diesen Predigten im Wald soll sich der Name "Predigtstuhl" (ursprünglich "Predigerstuhl") ableiten.
Gallitzinberg 1781 pachtete Feldmarschall Franz Moritz Graf Lascy "ein geometrisch abgestochenes Stück Grund aus der herrschaftlichen Domizialverwaltung von Predigtstuhl", legte dort einen Garten an und errichtete ein Lusthaus. Bald aber dürfte er den Besitz an den Botschafter Dimitri Galicin weitergegeben haben, denn 1784 findet sich in der Ottakringer Pfarrmatrikel die Bezeichnung "der Gallicinische Berg" und bald darauf ein Vertrag, mit dem "Seiner Durchlaucht erlaubt wurde, sechs Jahre lang hinter dem Predigtstuhl Steine zu brechen und Sand zu holen". Beides brauchte er für die Errichtung eines Schlößchens. 1793 starb Galicin und die Besitzer wechselten. Einer von ihnen, Franz von Langhedon, eröffnete 1804 das Wirtshaus auf dem Predigtstuhl. Es wurde bald ein beliebtes Ausflugsziel der Wiener.
Wilhelminenberg 1824 kam es zu einem bedeutenden Besitzerwechsel und damit zur Vorgeschichte des Namens "Wilhelminenberg". Julius Fürst von Montléart erwarb das Gebiet. Seine jüngste Tochter, Prinzessin Auguste, kränkelte. Ausflüge auf den Predigtstuhl taten ihr so gut, dass sich der Fürst zum Kauf entschloß, nachdem die Ärzte diesen Besitz als ein "wahrhaftiges Sanatorium" und die Lage als die "gesundeste in der Nähe Wiens" bezeichnet hatten. Laut Grundbuch war seine Gattin Marie Christine von Savoyen-Carignan die Eigentümerin. Das Schlößchen wurde erweitert, doch nach dem Tode der Eltern gab es Erbstreitigkeiten. Schließlich entschloß man sich zur Versteigerung des Gutes. Bei dieser Versteigerung kam es zu einer erwähnenswerten Begebenheit. Prinz Moritz von Montléart wollte die Besitzung seiner Eltern für seine junge Gemahlin Wilhelmine erwerben. Wilhelmine aber wollte ihrem Gatten den elterlichen Besitz erhalten und ließ durch einen Beauftragten bei der Versteigerung mitbieten. So kam es, dass beide, ohne Wissen des anderen, einander überboten. Schließlich erwarb Moritz den Besitz und schenkte ihn später seiner Gattin Wilhelmine. Nach ihr erhielt der Berg, mit Bewilligung der politischen Behörde vom 31.1.1864, den Namen "Wilhelminenberg".
Wilhelmine war für Ottakring eine große Wohltäterin, sie gab viele Spenden. Auch das Wilhelminenspital verdankt ihr seine Entstehung. Nach ihrem Tod im Jahre 1895 ging der Besitz an Erzherzog Rainer über, der das eigentliche Schloß Wilhelminenberg erbauen ließ. Von ihm kam es später an seinen Neffen Erzherzog Leopold Salvator.
Jahrzehntelang hatte es Streit zwischen der Gemeinde Ottakring und den Besitzern des Wilhelminenberges um die Durchfahrt von Dornbach nach Hütteldorf gegeben. Einmal wurde sogar ein hoher, schwarzgeteerter Bretterzaun, von den Wienern "Teufelsplanke" genannt, errichtet. Er mußte aber wieder entfernt werden. In den Prozessen berief sich die Gemeinde auf das Gewohnheitsrecht, und schließlich wurde ihr das Recht auf Durchfahrt zugestanden. Um alle Streitigkeiten zu beenden, ließ der Erzherzog die breite Savoyenstraße anlegen. Den Namen erhielt sie zu Ehren der Schwiegermutter Wilhelmines, Marie-Christine von Savoyen-Carnignan, verehelichte Montléart.
Aus der Festschrift "70 Jahre KGV Predigtstuhl".
Literatur:
Groner: Wien wie es war, 1943
Karl Schneider: Geschichte der Gemeinde Ottakring, 1892
Karl Ziak: Von der Schmelz auf den Gallitzinberg, 1969
Ottakringer Heimatbuch 1924